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06. März 2018
Anwesenheitspflicht an der Uni: Notwendigkeit oder Einschränkung der akademischen Freiheit?
Der Wecker klingelt. Nicht mehr lange, bis das erste Seminar beginnt. Aber lohnt es sich wirklich dafür aufzustehen? Diese Frage stellen sich die allermeisten StudentInnen mehrmals in der Woche und haben die Möglichkeit, eine freie Entscheidung darüber zu treffen, ob sie zur Uni gehen - oder eben auch nicht.
Von Sina Aulbur
An den meisten öffentlichen Universitäten gibt es aktuell keine Anwesenheitspflicht. Das einzige Risiko, das wir als Studierende dabei in der Regel eingehen, ist ein schlechtes Gewissen und die Reue, wenn wir uns in der Prüfungsvorbereitung nicht auf die Ratschläge unserer Profs berufen können. Doch das Ganze könnte sich für Studierende in NRW nun ändern!
Die Anwesenheitspflicht soll wiedereingeführt werden
In NRW gab es drei Jahre lang keine Präsenzpflicht an öffentlichen Universitäten. Dozierende durften nur noch bei Exkursionen, Sprachkursen oder praktischen Übungen darauf bestehen, dass ihre StudentInnen erscheinen.
Die Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos), möchte das "starre Verbot von Anwesenheitspflichten" nun abschaffen. Sie wolle den Wissenschaftsstandort NRW weiterentwickeln, "nicht aber gegen die Hochschulen oder über die Hochschulen hinweg". Das bedeutet, dass die Hochschulen fortan "auch ohne solche Bevormundungen verantwortlich mit ihrer Freiheit umgehen" und selbst entscheiden können, ob Studierende ihre Anwesenheit nachweisen müssen oder nicht.
Die Präsenzpflicht wird bundesweit unterschiedlich gehandhabt. Einige Bundesländer haben sie größtenteils abgeschafft. Andere, wie Baden-Württemberg und Berlin, überlassen es den Hochschulen, ob sie die Anwesenheit der Studierenden kontrollieren.
Pro und Kontra der Anwesenheitspflicht
Pro
Die Anwesenheit bei Seminaren und Vorlesungen ist von Vorteil. Arbeiten wir die Seminarinhalte selbstständig nach, entgehen uns wichtige Informationen, die sich durch Anregungen der KommilitonInnen ergeben und es gibt keine Möglichkeit, selbst Fragen zu stellen. Durch die Teilnahme an Diskussionen wird zudem die Teamfähigkeit und Kritikbereitschaft der Studierenden gestärkt.
Die Metastudie von Hochschulforscher Rolf Schulmeister hat ergeben, dass bereits dreimaliges Fehlen an universitären Veranstaltungen vergleichsweise zu schlechteren Ergebnissen führen kann. Besonders oft fehlen der Studie zufolge jüngere und leistungsschwache Studierende, wohingegen Ältere auch bei anspruchsvollen Veranstaltungen disziplinierter anwesend sind.
Und auch aus der Perspektive der Dozierenden ist es mit Sicherheit angenehmer, nicht vor leeren Bänken zu unterrichten. Viele Wissenschaftler sehen durch die Freiwillige Teilnahme an ihren Seminaren und Vorlesungen ihre Arbeit entwertet.
Contra
Gegen die Anwesenheitspflicht spricht die akademische Freiheit, die Studierenden ermöglicht, in einem eigenständigen Rhythmus zu lernen. Hierbei sticht besonders das Argument heraus, dass Studierende, die nicht aus Interesse, sondern aus Pflicht an der Veranstaltung teilnehmen für ein negatives Arbeitsklima sorgen.
Hinzu kommen die organisatorischen Gründe, die es einigen StudentInnen nahezu unmöglich machen, regelmäßig am Unialltag teilzunehmen. Dies betrifft nicht nur junge Mütter, die trotz Kind einen akademischen Abschluss verfolgen, sondern auch die über 60 Prozent aller Studierenden, die neben dem Studium arbeiten müssen, um sich ihr Leben zu finanzieren.
Betrachtet man die Zahl der Immatrikulationen, wird deutlich, dass die Räumlichkeiten der meisten Universitäten teilweise nicht einmal reichen würden, um allen Studierenden einen Sitzplatz zu garantieren.
Wie könnte die Zukunft aussehen?
Jede Studentin und jedem Studenten sollte klar sein, dass Bildung nicht selbstverständlich ist. Wer die Möglichkeit hat zu studieren, sollte daher das Beste daraus machen. Die Verantwortung für den Verlauf des Studiums tragen die Studierenden jedoch für sich selbst.
Hinzu kommt, dass viele Studierende darauf angewiesen sind, neben dem Studium zu arbeiten. Eine Anwesenheitspflicht würde es einigen StudentInnen daher unmöglich machen, überhaupt zu studieren.
Ein Studium ist mit Sicherheit effizienter, wenn die Studierenden vor Ort sind, jedoch müsste der Staat junge Leute finanziell mehr unterstützen, damit die Anwesenheitspflicht funktioniert, ohne gewisse Studierende auszugrenzen.
Durch die wachsende Digitalisierung ist es vorstellbar, dass die Debatte der Anwesenheitspflicht ohnehin wieder mehr in den Schatten tritt. Beispielsweise dadurch, dass Studierende Vorlesungen vermehrt von zu Hause aus verfolgen können. Was jedoch nicht zu ersetzen ist, sind wohl die schönen Geschichten vom Uni-Campus!
Streit um Anwesenheitspflicht an Unis - ARD-alpha
Von Sina Aulbur
An den meisten öffentlichen Universitäten gibt es aktuell keine Anwesenheitspflicht. Das einzige Risiko, das wir als Studierende dabei in der Regel eingehen, ist ein schlechtes Gewissen und die Reue, wenn wir uns in der Prüfungsvorbereitung nicht auf die Ratschläge unserer Profs berufen können. Doch das Ganze könnte sich für Studierende in NRW nun ändern!
Die Anwesenheitspflicht soll wiedereingeführt werden
In NRW gab es drei Jahre lang keine Präsenzpflicht an öffentlichen Universitäten. Dozierende durften nur noch bei Exkursionen, Sprachkursen oder praktischen Übungen darauf bestehen, dass ihre StudentInnen erscheinen.
Die Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos), möchte das "starre Verbot von Anwesenheitspflichten" nun abschaffen. Sie wolle den Wissenschaftsstandort NRW weiterentwickeln, "nicht aber gegen die Hochschulen oder über die Hochschulen hinweg". Das bedeutet, dass die Hochschulen fortan "auch ohne solche Bevormundungen verantwortlich mit ihrer Freiheit umgehen" und selbst entscheiden können, ob Studierende ihre Anwesenheit nachweisen müssen oder nicht.
Die Präsenzpflicht wird bundesweit unterschiedlich gehandhabt. Einige Bundesländer haben sie größtenteils abgeschafft. Andere, wie Baden-Württemberg und Berlin, überlassen es den Hochschulen, ob sie die Anwesenheit der Studierenden kontrollieren.
Pro und Kontra der Anwesenheitspflicht
Pro
Die Anwesenheit bei Seminaren und Vorlesungen ist von Vorteil. Arbeiten wir die Seminarinhalte selbstständig nach, entgehen uns wichtige Informationen, die sich durch Anregungen der KommilitonInnen ergeben und es gibt keine Möglichkeit, selbst Fragen zu stellen. Durch die Teilnahme an Diskussionen wird zudem die Teamfähigkeit und Kritikbereitschaft der Studierenden gestärkt.
Die Metastudie von Hochschulforscher Rolf Schulmeister hat ergeben, dass bereits dreimaliges Fehlen an universitären Veranstaltungen vergleichsweise zu schlechteren Ergebnissen führen kann. Besonders oft fehlen der Studie zufolge jüngere und leistungsschwache Studierende, wohingegen Ältere auch bei anspruchsvollen Veranstaltungen disziplinierter anwesend sind.
Und auch aus der Perspektive der Dozierenden ist es mit Sicherheit angenehmer, nicht vor leeren Bänken zu unterrichten. Viele Wissenschaftler sehen durch die Freiwillige Teilnahme an ihren Seminaren und Vorlesungen ihre Arbeit entwertet.
Contra
Gegen die Anwesenheitspflicht spricht die akademische Freiheit, die Studierenden ermöglicht, in einem eigenständigen Rhythmus zu lernen. Hierbei sticht besonders das Argument heraus, dass Studierende, die nicht aus Interesse, sondern aus Pflicht an der Veranstaltung teilnehmen für ein negatives Arbeitsklima sorgen.
Hinzu kommen die organisatorischen Gründe, die es einigen StudentInnen nahezu unmöglich machen, regelmäßig am Unialltag teilzunehmen. Dies betrifft nicht nur junge Mütter, die trotz Kind einen akademischen Abschluss verfolgen, sondern auch die über 60 Prozent aller Studierenden, die neben dem Studium arbeiten müssen, um sich ihr Leben zu finanzieren.
Betrachtet man die Zahl der Immatrikulationen, wird deutlich, dass die Räumlichkeiten der meisten Universitäten teilweise nicht einmal reichen würden, um allen Studierenden einen Sitzplatz zu garantieren.
Wie könnte die Zukunft aussehen?
Jede Studentin und jedem Studenten sollte klar sein, dass Bildung nicht selbstverständlich ist. Wer die Möglichkeit hat zu studieren, sollte daher das Beste daraus machen. Die Verantwortung für den Verlauf des Studiums tragen die Studierenden jedoch für sich selbst.
Hinzu kommt, dass viele Studierende darauf angewiesen sind, neben dem Studium zu arbeiten. Eine Anwesenheitspflicht würde es einigen StudentInnen daher unmöglich machen, überhaupt zu studieren.
Ein Studium ist mit Sicherheit effizienter, wenn die Studierenden vor Ort sind, jedoch müsste der Staat junge Leute finanziell mehr unterstützen, damit die Anwesenheitspflicht funktioniert, ohne gewisse Studierende auszugrenzen.
Durch die wachsende Digitalisierung ist es vorstellbar, dass die Debatte der Anwesenheitspflicht ohnehin wieder mehr in den Schatten tritt. Beispielsweise dadurch, dass Studierende Vorlesungen vermehrt von zu Hause aus verfolgen können. Was jedoch nicht zu ersetzen ist, sind wohl die schönen Geschichten vom Uni-Campus!
Streit um Anwesenheitspflicht an Unis - ARD-alpha
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